Archiv 2013

Wer die Wahl hat, hat die Qual…

Die Bundestagskandidaten des Wahlkreises 26 nahmen auf Einladung der Kreislandvolkverbände Wittmund und Friesland an einer Podiumsdiskussion in der Wittmunder „Residenz“ teil. Die Moderation übernahmen Hartmut Seetzen (1. Vorsitzender Kreislandvolk Friesland) und Manfred Tannen (1. Vorsitzender Kreislandvolk Wittmund). Zu Gast war auch eine zehnte Klasse des Gymnasialzweigs der KGS Wittmund mit ihrer Lehrerin Elisabeth Redelfs.



 Manfred Tannen, Ralf Niemeyer, Alexander von Fintel, Wiard Siebels, Udo Striess-Grubert, Hans-Werner Kammer, Lübbo Meppen  und Hartmut Seetzen(v.li.)

Die „Linke“ will die Genossenschaften stärken, um die Einkommenssituation der Bauern zu verbessern und sich für eine nachhaltige, ressourcenschonende Landwirtschaft einsetzen. Massenproduktion zu Billigpreisen soll nicht gefördert werden, ebenso wenig wie es eine einseitige Begünstigung der „Großen“ geben soll. Dazu gehören auch Biogasanlagen, die sich nicht in bäuerlicher Hand befinden, sondern Konzernen gehören. „Sie entziehen der Landwirtschaft die Lebensgrundlage“, erläuterte Ralf Niemeyer, der den Begriff „Familienbetrieb“ so definierte: „Wenn die Menschen, die diese Arbeit tun, davon leben können, weil genug übrig bleibt“. Gleichzeitig plädiert die Linke genauso wie die Grünen, die CDU und die FDP für eine Marktorientierung der Landwirtschaft statt für staatliche Lenkung. Den Linken ist eine Stärkung der Region, die Verhinderung der Selbstausbeutung der Arbeitnehmer und eine Versorgung mit gesunden Nahrungsmitteln aus gesunder Produktion wichtig. Sie wenden sich gegen das Fracking, da ernstzunehmende Schäden an Personen bereits eingetreten seien. Die künftige Energieversorgung soll dezentral aufgestellt werden, um z.B. den Stromtransport quer durch die Republik von riesigen Windkraftanlagen im Norden zu verhindern.

Alexander von Fintel betonte, dass sich die Grünen gegen die Verschmutzung von Wasser und Boden mit Pestizidrückständen und Düngemitteln einsetzen, auch wenn die Partei mit der Befürwortung von Biogasanlagen als Strategiemaßnahme zum Atomausstieg die jetzige Situation mitverursacht habe. Biogasanlagen sollen künftig vorwiegend mit Gülle und Resten der Pflanzenproduktion fahren werden, lediglich 20% Maisanbau sollen auf den Flächen erlaubt sein. Eine Subvention der Anlagen nach der zwanzigjährigen Förderperiode wird es nicht geben. „Power the gas“ laute das Motto der Grünen zur Zukunft der Windkraftenergie, die zur Erzeugung von speicherbarem Methan eingesetzt werden könne, das zu max. 20 % in die heutigen Gasnetze eingespeist werden soll.
Den Tierschutzplan sehen die Grünen als machbar an. Sie wollen, dass die Landwirte „Klasse statt Masse“ produzieren und kleine Betriebe geschützt werden. „Zwanzig Prozent der Bauern bekommen 80% der Fördermittel“, beklagte von Fintel. Weitere Standpunkte der Partei sind die Ablehnung des Frackings, die Förderung des ökologischen Landbaues und eine bessere Ärzteversorgung auf dem Land.

Wiard Siebels von der SPD war stellvertretend für Karin Evers-Meyer erschienen und betonte, dass notwendige Veränderungen z.B.im Wasserschutz und hinsichtlich der Vermaisung der Landschaft mit der Landwirtschaft und nicht durch Knebelung der Bauern erreicht werden müssen, damit die Produktion nicht ins Ausland verlagert werde. „Das Agrarland Nr. 1 muss Schritt halten mit der Entwicklung des Biomarktes“, mahnte er an. „ Niedersachsen ist mit nur 2,8% Biolandwirtschaft das Schlusslicht in Deutschland“. Die Maßnahmen des Tierschutzplanes müssen erst getestet werden, bevor sie in Verordnungen umgesetzt würden. Österreichische Erfahrungen hätten beispielsweise gezeigt, dass der Verzicht auf das Schnäbelkürzen bei Hühnern nur bei dem gleichzeitigen Verzicht auf Tageslicht funktioniere.
Als kennzeichnend für den bäuerlichen Familienbetrieb definiert er das „eigenverantwortliche unternehmerische Handeln des Betriebsleiters im Gegensatz zum Angestellten eines Konzernes“. Wie die Grünen hält er eine Senkung der hohen Landpachtpreise für die Milchviehhalter nur durch eine Senkung der Subvention der Biogasanlagen nach Ablauf der 20-Jährigen Frist für möglich. Die Offshore-Windkraft sei die Chance der Region, sie schaffe Arbeitsplätze, auch wenn sie große Kabeltrassen benötige. Die dezentrale Energieversorgung auf kommunalem Niveau bedeute mehr regionale Verkabelung. Seine Partei sieht die Stärkung des ländlichen Raumes unter dem Motto „Veränderungen mit Augenmaß“ vor.

Die „frischeste und unverbrauchteste Partei“ der Freien Wähler, vertreten durch Udo Striess-Grubert setzt sich für mehr Infrastruktur im ländlichen Raum, ein gesundes Wirtschaftswachstum, die Vermeidung der Gentechnik in der EU und die Stärkung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, auch durch die Befreiung von der Erbschaftssteuer, ein. Bezüglich des Tierschutzes in der Landwirtschaft sei Deutschland immer der Vorreiter, der alles testen müsse. Andere Nationen zögen dann entsprechend nach oder stellten fest: „Geht nicht“. So entstünden ungleiche Bedingungen für die Landwirte in der EU. „Nicht alle Betriebe, die Massentierhaltung betreiben, sind `schlechte Betriebe´“, sagte Striess-Grubert. Seine Partei setzt sich bezüglich der erneuerbaren Energien für die Verbesserung der Speichertechnologie ein. „Die Befreiung von ca. 1600 Betrieben, darunter auch Großverbrauchern wie der Deutschen Telekom belastet die Kleinverbraucher, ein 3-Personen-Haushalt zahlt jährlich 185.- € EEG-Umlage“, führte er aus. Ferner gehörten die Strom- und Wasserversorgung künftig in staatliche Hand, wie auch der Staat lenkend in die landwirtschaftliche Produktion eingreifen solle.

Hans-Werner Kammer, CDU, wehrt sich gegen das Ehegattensplitting und die Erbschaftssteuer, weil beides viele landwirtschaftliche Betriebe belaste. Die Förderung der Biogasanlagen solle forgeführt werden, allerdings sollen die Anlagen nicht nur mit Mais gefahren werden. Der Zuwachs der Anlagen wurde bereits eingeschränkt. Die Offshoreanlagen müssten ausgebaut werden. Generell sollen Bürger mehr an Windkraftanlagen beteiligt werden und Landwirte für Kabeltrassen auf ihren Ländereien dauerhaft statt einmalig entschädigt werden. „Die Landwirtschaft muss die Versorgung mit günstigen Lebensmitteln gewährleisten, damit sich die Menschen das leisten können“, betonte er und befürwortet die Marktorientierung der Landwirtschaft.

Lübbo Meppen, FDP, sieht es als „gesellschaftlich nicht durchsetzbar, die Förderung der Landwirtschaft zu erhöhen, um eine Produktion wie in den 50er Jahren oder im Museumsdorf wiederaufleben zu lassen“. Er sieht die modernen Landwirte auf ihren großen Betrieben als Arbeitgeber, aber auch gleichzeitig in der Tretmühle zwischen Bank und Finanzamt. „Der Welthandel muss sein, sonst essen wir nur das, was im Dorf wächst“, begründete er die Einstellung seiner Partei zur marktwirtschaftlichen Orientierung der Landwirtschaft.
Auch er setzt sich für die jährliche Entschädigung der Landwirte durch die Energiekonzerne ein, die Kabeltrassen legen.

 

Pressefahrt zum „Tag der Milch“

Die für den 01. Juni 2013 vorgesehenen Aktionen zum „Tag der Milch“ hätten in der Wesermarsch stattfinden sollen. Während Planung und Vorbereitung bereits im Gange waren, verunsicherte das Auftreten des BVD 2-Virus die Situation. Daher wurde vom „Aktionsbündnis Milch“ beschlossen, die öffentlichen Aktionen auszusetzen und stattdessen mit verschiedenen Medienvertretern von Radio Jade, NDR 1, RTL und der regionalen Presse eine mehrstündige Fahrt durch die südliche Wesermarsch zu veranstalten.
Bei der Begrüßung im Landvolkhaus Ovelgönne erläuterten Geschäftsführer Manfred Ostendorf sowie die beiden Kreislandwirte Hartmut Seetzen (Friesland) und Peter Cornelius (Wesermarsch) die typischen Merkmale der Grünlandregion, die sich über beide Landkreise zieht, und ihre Bedeutung für die Landwirtschaft.

Hof Schumacher in Berne am Weserdeich

Erstes Ziel der Fahrt war das Melkhus Schumacher, wo Karin Schumacher das erfolgreiche Konzept ihrer kleinen Gastronomie erläuterte, die vor allem von Radfahrern an der vielbefahrenen Strecke direkt hinter dem Weserdeich sehr gut angenommen wird. „Anfangs belächelten uns Kollegen mit den Worten: Wat wollt ihr denn mit eurer Bretterbude“, berichtet Karin Schumacher, die mit viel Herz und Können ihre Gäste liebevoll bewirtet. Davon konnte sich die kleine Reisegruppe während der Pressefahrt selbst überzeugen.

Im Melkhus bei Karin Schumacher erfrischen sich Radwanderer gerne

Während des Imbiss´ erläuterten Heiner Lehmhus (Arbeitskreis junger Landwirte Friesland), Hendrik Lübben (Kuratorium Milchausschuss Wesermarsch), Inge Hayen (Kreisarbeitsgemeinschaft der Landfrauen Wesermarsch) und Hartmut Seetzen verschiedenen Fakten aus ihren Wirkungsbereichen. Ingrid Hayen, ausgebildete Gästeführerin, erklärte während der Fahrt die typischen Merkmale der Landwirtschaft auf den schmalen Landstreifen in der kulturhistorisch interessanten Region um Moorriem. Anschließend lud Dirk Hanken, Birkenheide, auf seinen Betrieb ein und schilderte die besonderen Bedingungen, unter denen im Moor gewirtschaftet wird.

Dirk Hanken im Gespräch mit Radio Jade und NDR 1

Peter Cornelius sah mit Sorge den geplanten Naturschutzmaßnahmen entgegen, die eine Wiedervernässung von Moorgebieten zum Inhalt haben. Diese Flächen würden einer geregelten Nutzung als Grünland den Landwirten nicht mehr zur Verfügung stehen.

v.li.n.re: Hartmut Seetzen, Heiner Lehmhus, Manfred Ostendorf, Hendrik Lübben und Peter Cornelius vom „Aktionsbündnis Milch“ 

Am späten Nachmittag erreichte die Gruppe wieder Ovelgönne. Allerdings ohne das Kamerateam vom RTL. Das zeigte sich so interessiert an der Thematik, dass es gerne länger auf dem Betrieb Hanken blieb, um das Melken noch filmen zu können.

Der RTL-Kameramann entpuppte sich als „Kuh-Flüsterer“

Frühstück sucht Gast
Acht Bauernhöfe in der Region Friesland/Wilhelmshaven und Ammerland öffnen am 07. Juli 2013 von 10 bis 13 Uhr ihre Höfe für die Aktion „Frühstück sucht Gast“.

 

Das Konzept „Frühstück sucht Gast“ soll der nichtlandwirt-schaftlichen Bevölkerung die Landwirtschaft und ihre regionalen Produkte wieder näher bringen. Gerade in Zeiten der Lebensmittelskandale ist es wichtig, dass engagierte Landwirte und LandFrauen intensive Öffentlichkeitsarbeit über die heutige moderne Landwirtschaft und die Lebensmittelproduktion betreiben – für mehr Transparenz und Verständnis.

Träger der Aktion sind die Kreisarbeitsgemeinschaften der LandFrauenvereine Friesland/WHV und Ammerland sowie der Kreislandvolkverband Friesland e.V. und der Ammerländer Landvolkverband e.V.

Welche Arbeiten erledigt der Bauer täglich? Welche Maschinen helfen ihm dabei, warum haben die Nutztiere zwei Ohrmarken und warum liegen die Kühe auf Matratzen?
Diese Fragen werden den Besuchern bei der Aktion „Frühstück sucht Gast“ beantwortet.
Und nicht nur das – sie können zudem hautnah erleben, wie sich die Tiere anfühlen, wie das Heu riecht und wie frisch gemolkene Milch aussieht.

Das wird den Gästen geboten:
ein leckeres Frühstück, ein Betriebsrundgang, Infos rund um die Landwirtschaft und natürlich gibt es auch für die Kinder viel zu entdecken. Die Aktion ist eine besondere Form, Verbraucher
und Erzeuger miteinander ins Gespräch zu bringen – ganz nach dem Motto: Mit Bauer und Kuh auf Du und Du!

Die Aktion fand bereits im Jahr 2011 mit großem Erfolg in unserer Region statt, genauso wie in den Regionen Ostfriesland, Emsland, Wesermarsch und im Ammerland.

Sie wird unterstützt von der Oldenburgischen Landesbank AG und der Volksbank Jever.

Folgende Höfe öffnen ihre Tore für Sie (Anmeldung bis zum 04.07.2013 direkt auf den Höfen):
-Familie Kluge, Wangerland, Tel. 04463-5168
-Familie Beenken, Jever, Tel. 04461-3519
-Familie Warnken, Bockhorn, Tel. 04453-71170
-Familie Albers, Zetel, Tel. 04453-2090
Kosten: 15 € pro Person, Kinder von 6-14 Jahren: 1,00 € pro Lebensjahr, Kinder bis 6 J: kostenfrei
weitere Informationen unter:
www.fruehstueck-sucht-gast.de

 

Jahreshauptversammlung 2013

Landwirtschaftliche Themen haben in den Medien und in der Öffentlichkeit eine große Aktualität erreicht, doch nicht immer nach dem Geschmack der Landwirte. Glaubwürdige Öffentlichkeitsarbeit kann nur jeder Betriebsleiter selbst leisten. Beispielhaft für gelungene Bildungsarbeit, die bereits Kindern die Landwirtschaft originalgetreu vermittelt ist das 1993 von Hans-Joachim Meyer zum Felde angeschobene Projekt „Der Bauernhof als außerschulischer Lernort“ – dem späteren EU-Förderprogramm „Transparenz schaffen – von der Ladentheke bis zum Erzeuger“.

v.li:  Manfred Ostendorf, Udo Hemmerling, Ellen Kromminga-Jabben, Hans-Joachim Meyer zum Felde, Hartmut Seetzen, Bärbel Barth

Kreislandwirt Hartmut Seetzen bedankte sich bei allen Akteuren, die zum Gelingen der verschiedenen Veranstaltungen des vergangenen Jahres – dem „Tag der Milch“, „Tag des offenen Hofes“ u.a.- beigetragen hatten und spornte die anwesenden Landwirte an, in der Dialogbereitschaft mit Verbrauchern nicht nachzulassen. Die Verbraucher wollten wissen, wie Tiere auf den Betrieben gehalten werden. Tierhalter, denen der Profit wichtiger als das Tierwohl sei müssten herausgefiltert werden, weil sie dem Image aller Betriebe schaden.

Von der Politik erwartet Hartmut Seetzen mehr Kontinuität statt ständig wechselnder Auflagen und Vorschriften. Kleine und mittlere Betriebe würden dadurch zur Aufgabe gezwungen, weil sie die finanziellen Anforderungen beispielsweise für Umbaumaßnahmen in der Tierhaltung nicht auf sich nehmen könnten.

Bezüglich der Aflatoxinverunreinigung sei es bei allem bitteren Beigeschmack der hervorragende Arbeit des Veterinäramtes, der Molkereien, der LUFA und dem LAVES zu verdanken, dass zügig Milchproben untersucht wurden, so dass die Sammelwagen die unbelasteten Betriebe wieder anfahren konnten.

Ellen Kromminga-Jabben, Vorsitzende der Kreisarbeitsgemeinschaft der Landfrauen Friesland/Wilhelmshaven,  betonte die enge Zusammenarbeit zwischen Landfrauen und Landvolk, wenn es darum gehe, Öffentlichkeitsarbeit zu leisten.

Udo Hemmerling, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauenverbandes, erläuterte die künftig mögliche Entwicklung der Gemeinsamen Agrarpolititk (GAP) und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die deutsche Landwirtschaft. Unter anderem wird die erste Säule in Zukunft aus der Grundprämie, der grünen Prämie und dem Junglandwirtezuschlag bestehen.
Betriebe über 3 ha  müssen auf ihrem Ackerland eine mindestens dreiteilige Fruchtfolge einhalten. Jede Frucht muss dabei mindestens 5 % und höchstens 70% der Gesamtackerfläche ausmachen. Der fortschreitenden Strukturschädigung und Humusverarmung von Ackerflächen soll auf diese Weise entgegengewirkt werden.
Die grüne Prämie steht für den Erhalt von Dauergrünland. Das Referenzjahr wird 2014 sein und die dann angemeldeten Flächen dürfen nur um höchstens 5% verringert werden.
Ferner sollen mindestens 7% der landwirtschaftlichen Nutzflächen – ausgenommen Dauergrünland- der Anlage von Landschaftselementen (z.B. Hecken), Blühstreifen, Aufforstungen etc. gewidmet werden, um die Biodiversität zu erhöhen und dem Rückgang natürlicher Lebensräume entgegenzuwirken.
Betriebe, die sich am Greening nicht beteiligen wollen, bekommen die Grundprämie dennoch ausgezahlt.

Bezüglich der Tierwohl-Initiative fordert der DBV eine stärkere Beteiligung des Handels. Dieser solle nicht nur Produkte aus verbesserter Tierhaltung fordern, sondern dafür den Erzeugern auch höhere Preise zahlen. Tierhalter sollten auf freiwilliger Basis höhere Tierschutzstandards als gesetzlich gefordert einhalten und für diesen Mehraufwand entsprechend entgolten werden. Damit ließe sich eine schnellere Verbesserung des Tierwohls erreichen als mit der Anhebung der gesetzlichen Standards.

Bei der Milch soll es künftig zwar keine Mengenregelung geben, wohl aber einen Interventionspreis bei fallenden Erzeugererlösen.

Udo Hemmerling berichtete auch über die Erfahrung mit einer Stall-Webcam auf dem Betrieb von Werner Schwarz (Schweinehaltung). Hier seien die negativen Kommentare weitgehend von Veganern gekommen, die ohnehin den Fleischkonsum ablehnen. Die Akzeptanz der Landwirtschaft könne nicht nur über die Verbraucheraufklärung verbessert werden, sondern maßgeblich durch einen Vertrauensgewinn, für den die Integrität des einzelnen Landwirts entscheidend sei.

Hans-Joachim Meyer zum Felde, Lehrer an den Berufsbildenden Schulen Varel, erhielt die silberne Ehrennadel als Anerkennung seiner unermüdlichen Aktivitäten, Bildungsprogramme zu etablieren, die den Dialog zwischen Landwirtschaft und Verbrauchern zum Ziel haben (siehe Artikel „10 Jahre Transparenz schaffen“ weiter unten).

Die gute Seele des Landvolkbüros in Schortens, Bärbel Barth, geht nach 33 Arbeitsjahren in den wohlverdienten Ruhestand. Ihre Nachfolgerin, Manuela Lafarrée vom gegenüberliegenden Büro des Beratungsringes für Rinderhaltung, wurde von ihr bereits gut eingearbeitet. Mit einem Sprung über den Flur kann sie ihre beiden Arbeitsplätze nun  ideal miteinander verbinden.

Marco Harms wurde zum neuen Rechnungsprüfer gewählt und folgt damit auf Heinz Thomßen.

Hofschildübergabe für den Milchlandpreis 2012

Der Betrieb von Jacob und Margret Gerdes am Sillandweg in Sande-Gödens gehört zu den besten Milcherzeugern Niedersachsens. Am 01.März 2013 überreichte Herbert Heyen, stellvertretender Vorsitzender der Landesvereinigung der Milchwirtschaft, das entsprechende Hofschild bei einer kleinen Feier, zu der sich auch Dr. Werner Rüther, Geschäftsführer der Landesvereinigung der Milchwirtschaft; Heiko Hinrichs von der Molkerei Ammerland; Kreislandwirt Hartmut Seetzen; Bürgermeister Josef Wesselmann und Mitglieder des Vorstandes des Kreislandvolkverbandes Friesland sowie benachbarte Landwirte eingefunden hatten.

V.Li.: Herbert Heyen, Margret Gerdes, Fabian Bleckmann, Jacob Gerdes, Karl Bargen und Etta Gerdes mit dem Milchlandpreis

Der von Karl Georg Graf von Wedel gepachtete Hof mit 92 ha Grünland und 4 ha Mais befindet sich seit 33 Jahren in der Bewirtschaftung durch Familie Gerdes. Seniorin Etta Gerdes kommt mit ihren 80 Jahren noch täglich aus Neustadtgödens per Fahrrad zum Melken der 120 Kühe. Dieses Herzblut für die Milchwirtschaft hat sie wahrscheinlich zu 100% an ihren Sohn vererbt. Sie unterstützt Margret Gerdes, die einem Beruf ausserhalb der Landwirtschaft nachgeht, tagsüber im Haushalt. Für Jacob Gerdes steht das Wohlbefinden der Kühe nebst der 115 Stück weiblicher Nachzucht im Vordergrund, und auch seine beiden Mitarbeiter Fabian Bleckmann und Karl Bargen haben das richtige Händchen und den geschulten Blick. Nur so lassen sich die mit 11000 Litern pro Jahr und Kuh sehr guten Leistungen der Tiere erklären, die übrigens im Sommer Tag und Nacht auf die Weide kommen – keine Selbstverständlichkeit mehr in der modernen Milchviehhaltung.  

 

Berufswettbewerb der deutschen Landjugend 2013

In der BBS Varel zeigten Auszubildende aus Friesland und der Wesermarsch ihre Kenntnisse in den Bereichen Allgemeinbildung, berufstheoretische Fragen und praktische Kenntnisse. Zusätzlich hielten sie selbstvorbereitete Vorträge. Für die Berufsfachschüler waren einige der Aufgaben recht herausfordernd, weil die entsprechenden Vorkenntnisse  nicht Bestandteil des ersten Ausbildungsjahres in der Landwirtschaft sind. Der Fachbereichsleiter für die Agrarwirtschaft in der BBS Varel, Frank Mühlenstedt, hatte mit umfangreichen Vorbereitungen für den reibungslosen Ablauf des Berufswettbewerbes gesorgt.


Kreislandwirt Hartmut Seetzen (re) und Frank Mühlenstedt (5. v.re) riefen die Gewinner auf und überrreichte Urkunden sowie Sachpreise

Bei den Fragen zum Allgemeinwissen galt es nicht nur, Albert Einstein von Heidi Klum zu unterscheiden – hier waren auch z.B. der Dreisatz und Kenntnisse über den richtigen Führerschein für unterschiedliche Kraftfahrzeuge bzw. Gespanne gefragt.

v. li: Gerhard Kratz (Varel), Gerda Dirks (Varel), Karin Schäfer (Brake) und Thomas Sinagowitz (Varel) beim Auswerten der Prüfungsbögen 

Spezieller wurde es bei den berufstheoretischen Fragen, die z.B. die Eigenschaften von Bodenarten betrafen oder die Vegetationsvielfalt des Grünlandes betrafen. Richtig anspruchsvoll wurde es bei der Bestimmung von 20 Futtermittel- und Saatgutproben. Hier nahm so mancher alle Sinne zu Hilfe, um die richtigen Lösungen zu finden.

v.li: Steffen Sangkuhl, Christopher Kittel und Dirk Warnken bei der Benennung von Futtermitteln und Saatgut

Im praktischen Teil sollte ein mehradriger Verbindungsstecker, wie er für die Licht- und Blinkanlage zwischen Zugfahrzeug und Anhänger verwendet wird, repariert werden.

 

v.li: Friedhelm Cordes (LWK Oldenburg) bewertet die Leistungen von Pascal Beck (Mitte) und Marco Blankenfurth

Zum gemeinsamen Mittagessen trafen sich die Teilnehmer/innen in der Gaststätte „Altdeutsche Diele“ in Steinhausen

Erfolgreich gingen aus diesem Berufswettbewerb hervor: Berufsfachschule Varel : Janko Schilling (5.Platz); Nils Hansing (4.Platz); Christina Harms (3.Platz); Tomma Martens (2.Platz); Harko Francksen (1.Platz)

Berufsfachschule Brake: Christopher Carstens (3.Platz); Raphael Bellmann (2.Platz); Simon Frenzel (1.Platz).

Von den Auszubildenden des zweiten Jahrgangs (Klassen A 2a und A 2b, Varel) erlangten Renke Schröder und Gertje Hingst den 3. Platz; Pascal Beck und Els Borchers den 2. Platz und Cornelis Sybesma sowie Jannik Pille den 1. Platz.

Jannes Oetken und Sweder Freiherr von Schele belegten den 3. Platz bei den Auszubildenden des 3. Jahrgangs (Klassen A 3a und A 3b, Varel); Thies Harms-Janssen und Gerrit Ligthart gelangten auf Platz 2 und Wilke Nitz sowie Vanessa Henken trugen die Anerkennung für den 1. Platz davon.  

 

Brüllmarkt-Quizgewinner erkunden den Hof von Margret und Jacob Gerdes in Sande
Am gemeinsamen Informationsstand der KAG der Landfrauen Friesland/Wilhelmshaven und des Kreislandvolkverbandes Friesland zum Thema „Lebensmittelverschwendung“ hatten sich viele Besucher des Brüllmarktes vom 14.Oktober 2012  in Jever an einem Quiz beteiligt. Es galt, verschiedene Fragen z.B. rund um die Haltbarkeitseinschätzung und die richtige Lagerung von Lebensmitteln zu beantworten. Unter den Gewinnern wurde der Besuch eines landwirtschaftlichen Betriebes verlost.

Margret und Jacob Gerdes (4. u. 5. v.li) hatten auch für das leibliche Wohl ihrer Gäste gesorgt.

Am 19.01.2013 war es soweit. Die Gewinner des Quiz fanden sich nachmittags auf dem Hof von Margret und Jacob Gerdes am Sillandweg in Sande ein. Zunächst lernten sie den Betrieb auf einem Rundgang kennen. Jacob Gerdes und Birgit Luiken informierten die Gäste über die moderne Milchviehhaltung, bevor es an den praktischen Teil der Veranstaltung ging. Die tägliche Futterration für eine Kuh musste zusammengestellt werden. Schnell wurde deutlich, wozu die großen Futtervorräte auf dem Silagelagerplatz gebraucht werden – und warum diese nicht mehr mit der Schubkarre, sondern mit Siloblockschneider und Futtermischwagen zu den Tieren in die Ställe gebracht werden.

Staunend registrierten die Besucher auch die hohe Milchleistung der Kühe auf dem Betrieb, die auf die guten Haltungsbedingungen und die optimale Betreuung der Tiere durch den Betriebsleiter Jacob Gerdes und seine Mitarbeiter zurückzuführen ist. Der Hof ist von der Landesvereinigung der Milchwirtschaft im Jahr 2012 dafür anerkannt worden. Wieviel Einsatz auf seinem Betrieb für die Milcherzeugung geleistet wird verdeutlichte Jacob Gerdes so: Für den Betriebsleiter gilt die 70-Stunden-Woche, dazu kommen die Arbeitsstunden der beiden angestellten Mitarbeiter.

Die der Landwirtschaft vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereiche wie z.B. Stall- und Maschinenbauunternehmen oder Molkereien und Lebensmittelhandel leisten alle ihren Beitrag dazu, dass aus Gras Milchprodukte wie Joghurt, Käse, Quark usw. entstehen. So wurde den Gästen deutlich, welch hoher Aufwand in der Lebensmittel-erzeugung steckt. Mit diesem veränderten Blickwinkel kann auch eine höhere Wertschätzung von Lebensmitteln erreicht werden.

Kann ich das Kälbchen mit nach Hause nehmen?

Nachdem sich die Gäste mit heißem Kakao und Käsewürfeln, gesponsert von der Molkerei Ammerland, gestärkt hatten, erwartete sie eine besondere Herausforderung. Im Melkstand konnten sie einige Kühe vormelken und anschließend das Melkgeschirr untersetzen. Die Kühe nahmen es ganz gelassen.Vielleicht sind sie sich ihrer Rolle als Partner in der Verbraucherbildung im niedersächsischen Förderprogramm „Transparenz schaffen – von der Ladentheke bis zum Erzeuger“ ja bewusst?

 

Wohin geht die Reise?

In kurzen Eingangsstatements erläuterten die Landtagskandidaten Olaf Lies (SPD), Jens Damm (CDU), Uwe Burgenger (Grüne), Jost Etzold (FDP) und Anja Kindo (Die Linke) ihre Positionen zum Thema Landwirtschaft in Friesland. Kreislandwirt Hartmut Seetzen moderierte die Podiumsdiskussion im Schützenhof Jever.

V.li: Anja Kindo, Uwe Burgenger,Olaf Lies, Hartmut Seetzen, Jens Damm, Jost Etzold im Gespräch über die Herausforderungen der landwirtschaftlichen Entwicklung Frieslands

Olaf Lies beurteilte die steigende Flächenkonkurrenz zwischen Energiepflanzenanbau und Lebensmittelproduktion kritisch und sprach sich für die Einschränkung des Baues neuer Biogasanlagen aus. Die SPD befürwortet die Energiewende und zählt hier maßgeblich auf die Windkraft. Neue Windparks werden entstehen. Zwischen Offshore- und Onshoreanlagen sieht Lies keine Konkurrenz. Es muss auch eine „Ernährungswende“ geben, weil Lebensmittel gegenwärtig zu billig sind. Hier soll bereits bei jungen Menschen eine Bewusstseinsveränderung mit dem Ziel der besseren Wertschätzung und Bezahlung von Lebensmitteln erfolgen. Nur so kann auch mit der Haltung von weniger Tieren ein ausreichendes Einkommen in der Landwirtschaft erreicht werden. Bisher zieht sich der Preisdruck durch die gesamte Produktionskette, gefördert durch die Marktmacht großer Konzerne. Im Ausland, z.B. Kamerun, wiederum wird die Existenz landwirtschaftlicher Betriebe zum Teil durch den Resteimport beispielsweise von billigen Geflügelschlachtkörperteilen gefährdet, die den Absatz heimischer Produkte unterlaufen, sagte Lies.

 Jens Damm beklagte die durch die Flächenkonkurrenz steigenden Pachtpreise, die nicht mit höheren Auszahlungen für landwirt-schaftliche Produkte ausgeglichen werden. Bau- und Ausgleichsmaßnahmen sorgen mit einem Flächenverlust von 8 ha pro Tag ebenfalls für eine stetige Verknappung der Böden. Zukünftig dürfen keine neuen Ausgleichsflächen mehr ausgewiesen werden, statt dessen sollen die vorhandenen Naturschutzflächen durch finanzielle Abgaben qualitativ aufgewertet werden. Die hiesige Landwirtschaft befindet sich nach seiner Meinung in der schwierigen Lage, einerseits zu Weltmarktpreisen produzieren zu müssen und sich andererseits zunehmenden Gängelungen durch Vorschriften wie Cross-Compliance-Regelungen, Tierschutzmaßnahmen und nationalen Bestimmungen auszusetzen. Als Beispiel führte er die in Frankreich laschere Gesetzgebung bei Pflanzenschutzmitteln an. Auch die Erweiterung des Unesco-Biospährenreservates Wattenmeer ins Landesinnere lehnt er aus diesen Gründen ab. Künftig müsse es Erleichterungen im Baurecht geben, damit sich Betriebe entwickeln können. Zu viel Bürokratie sieht er in den Regelungen, die das Grünland betreffen. Flurbereinigungen müssen vorangetrieben werden, ebenso sollen die ELER/PROFIL-Förderprogramme weitergeführt werden.

 Uwe Burgenger sieht eine Aufgabe der Grünen-Politik darin, das Bewusstsein der Bevölkerung für gesunde Lebensmittel, die ihren entsprechenden Preis haben, zu fördern. Der Trend zu immer billigeren Nahrungsmitteln müsse gestoppt werden, weil er die Industrialisierung der Landwirtschaft zur Folge hat. Als Beispiel sieht er die Massentierhaltung bei Geflügel. Landwirtschaft kann unter Weltmarktbedingungen nicht funktionieren sondern muss sich gegen die Marktmacht von Konzernen stellen und Erzeugergemeinschaften bilden. Hierzu müssen neue Marktregulierungen erfolgen, die eine bäuerliche Landwirtschaft ermöglichen. Die Grünen wollen den Anteil der ökologischen Landwirtschaft, der in Niedersachsen nur 2,9% der Betriebe ausmacht und damit bundesweit das Schlusslicht bildet, erhöhen. Umstellungswillige Betriebe sollen unterstützt werden. Ferner müssen die Perspektiven junger Menschen, einen Hof zu übernehmen, vom Druck der Betriebsvergrößerung abgekoppelt werden. Grünland soll geschützt und Flächentausch erleichtert werden. Die Grünen wollen die Energiewende: „Die Energiewende wird teuer – keine Energiewende wird unbezahlbar“. Windparks können über die Bürgerbeteiligung mehr Akzeptanz erreichen. Biogasanlagen müssen grundsätzlich ein Konzept der Wärmenutzung aufweisen.

Jost Etzold sieht eine Verbesserung hinsichtlich der Wertschätzung von Lebensmitteln bei jungen Menschen. Die Landwirtschaft könnte in diesen neuentstehenden Markt der gesunden Lebensmittel hineinproduzieren. Er befürwortet ebenfalls die Entschärfung des Baurechtes für die Landwirtschaft. Hinsichtlich der Energie-versorgung plädiert er für den Ausbau der Stromnetze und eine Regulierung des Strompreises, der zu 50% mit staatlichen Gebühren belastet ist.

Anja Kindo sprach sich für eine Regionalisierung der Wirtschafts-kreisläufe aus, um Energie einzusparen. Sie sieht den Export landwirtschaftlicher Produkte ins Ausland kritisch, da dort die einheimische Landwirtschaft ihre Produkte nicht mehr absetzen kann. Hierzulande können die Menschen nicht mehr als die aktuell 10-15% des Einkommens für Lebensmittel ausgeben, da Miete und Energie immer teurer werden. Für die Landwirte fordert sie eine gerechte Bezahlung. Sie sieht eine Verschleppung der Energiewende. Diese soll mit einer Mischung verschiedener regenerativer Energien gestaltet werden, die nicht in den Händen großer Konzerne liegen darf.

Im demografischen Wandel sah Jost Etzold eine große Heraus-forderung für den Landkreis Friesland. Olaf Lies betonte, für die steigende Zahl älterer Menschen sei ein besseres Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs nötig, aber auch für junge Menschen, die noch ohne Führerschein zu ihren Ausbildungsplätzen gelangen müssen. Bereits jetzt gibt es in Teilen Frieslands zuwenig Kinder, so dass Schulen schließen müssen. Folgen der demo-grafischen Entwicklung sind auch der Verfall der Immobilienwerte auf dem Land. Die Versorgung alter Menschen durch Pflegedienste gerät in Gefahr, weil die Anfahrtswege den Pflegedienstanbietern zu weit und damit unrentabel sind. Abhilfe gegen die Abwanderung junger Menschen kann durch die Schaffung von Arbeitsplätzen im Mittelstand und z.B. im Jade-Weser-Port sowie im Jade-Weser-Park geschaffen werden.

Uwe Burgenger erwartet einen Boom an Arbeitsplätzen durch die Windenergie. Er fordert „eine Schule für alle“ statt der Zersplitterung in verschiedene Schulformen. Damit lassen sich auch Fahrtwege der Schüler verkürzen. Dennoch wird Friesland eine Spitzen-reiterposition bei dem Anteil der 75-Jährigen einnehmen.

 

Neujahrsempfang 2013 des Kreislandvolkverbandes Friesland

Kreislandwirt Hartmut Seetzen betonte bei der Begrüßung der Landwirte anlässlich des Neujahrsempfangs im Schützenhof Jever die Bedeutung der Arbeit der Ortsvorsitzenden. Die Ortsvereine sowie die Öffentlichkeitsarbeit, z.B. der „Tag des offenen Hofes“ tragen dazu bei, dass die Landwirtschaft auf dem Land positiv vertreten wird.

Neujahrsempfang im Schützenhof Jever

Die Ortsvereine bieten den Landwirten Austauschmöglichkeiten über aktuelle Themen. Diese kommen heute schneller bei den Landwirten an, da der Zugriff über das Internet für jeden möglich ist. Für den Kreislandvolkverband sind die Ortsvereine nach wie vor eine wichtige Verbindung zum Dorf, die für den Informationsfluss in beide Richtungen sorgt.

Hartmut Seetzen berichtete über eine „qualifizierte Diskussion ohne Polemik“, die von 35 Landwirten mit Olaf Lies wegen der Bahnumgehung in Sande geführt wurde. Die 8 m hohe Trasse verläuft teilweise nur 200 m von Gebäuden entfernt. Sie wird einschließlich der nötigen Ausgleichsflächen 180 ha Land verbrauchen. Bereits 2007 haben die betroffenen Landwirte Einsprüche bei der Gemeinde Sande eingereicht, auf die aber keine Reaktion erfolgte. Möglicherweise kommt es nun zu Klagen bezüglich der aktuell geplanten Trassenführung.

Der Kreislandvolkverband wird die vorgesehene Erweiterung des Unesco-Biosphärenreservates Niedersächsisches Wattenmeer über den Deich ins Binnenland ablehnen: Neue Reglementierungen könnten die Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe einschränken, aber auch die Kommunen z.B. bei der Ausweisung von Baugebieten betreffen.

Ebenfalls landwirtschaftliche Flächen betreffen werden die von dem niederländischen Stromnetzbetreiber Tennet geplanten Stromtrassenführungen (Hochspannungserdleitungen). Der Kreislandvolkverband setzt sich dafür ein, alle Kabel in einem einzigen Bauabschnitt zu installieren, um ein wiederkehrendes Aufreißen der Trassen zu vermeiden. In einem Arbeitskreis sollen die Entschädigungsforderungen entwickelt werden.

Das Wasserschutzgebiet Feldhausen (Schortens) wird um ein Vorranggebiet erweitert, das vom Landkreis später als Wasserschutzgebiet ausgewiesen werden kann. Ebenfalls um das Thema Wasser dreht es sich bei den Flächen, die möglicherweise durch die erhöhte Grundwasserentnahme der Papierfabrik Varel beeinträchtigt werden. Hier fand 2012 ein Treffen mit Gutachtern des Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie sowie den betroffenen Landwirten statt. Demzufolge wird die Wasserentnahme genehmigt werden. Dabei werden digitale Messstellen den Wasserstand kontrollieren. Falls der Grundwasserstand sinkt, wird automatisch die Auswirkung auf die Fläche bzw. die darauf angebaute Kultur berechnet und per Antrag entschädigt. Damit liegt die Beweispflicht nun nicht mehr bei den Landwirten.

Manfred Ostendorf berichtete über eine im Vergleich zum Vorjahr verminderte Antragsstellung auf vorzeitige Gülleausbringung. Die Lagerkapazitäten haben sich durch Stallneubauten verbessert.

Die Mitgliederzahlen des Kreislandvolkverbandes sind rückläufig, da passive Mitglieder vermehrt ausscheiden. Zurzeit gibt es 440 aktive und 375 passive Mitglieder. Auch der „Arbeitskreis junger Landwirte“ muss neu aufgestellt werden. Hier sollen vermehrt junge Landwirte ab 19 Jahren, die gerade ihre Ausbildung beendet haben, angesprochen werden.

Manfred Ostendorf schätzte die Märkte im gerade begonnen Jahr als weitgehend stabil ein. Die Neuseeländische „Fonterra“-Gruppe, der weltweit größte Exporteur von Molkereiprodukten, ist jetzt auch in Norddeutschland angekommen und wird hier Milch aufkaufen.

Birgit Luiken berichtete über den seit 1995 erfolgreichen Verlauf der Bildungstätigkeit des Kreislandvolkverbandes Friesland in den Projekten „Der Bauernhof als außerschulischer Lernort“ und im seit 2002 bestehenden Förderprogramm „Transparenz schaffen – von der Ladentheke bis zum Erzeuger“.