“Es braucht einen Agrargipfel in Berlin”

Zu einem Austausch in der aktuellen Diskussion um das Thema Agrardiesel trafen sich auf Einladung von Sina Beckmann, Landtagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, die Landwirte aus der Initiative „Land schafft Verbindung“ sowie dem Kreislandvolkverband Hergen Schemering, Armin Ohmstede, Jörg Even, Burkhard Mennen und Lars Kaper. Alle waren sich einig, dass das Thema Agrardiesel über die Köpfe der Betroffenen hinweg falsch entschieden wurde.

Sina Beckmann: „Es ist gut, dass Ministerpräsident Stefan Weil und Agrarministerin Miriam Staudte bereits am 4. Januar gemeinsam mit den niedersächsischen Landwirtschaftsverbänden klar Position bezogen haben. Das habe ich bereits am 20.12.2023 in einem Positionspapier mit den Vert Realos klar gestellt: die Rücknahme der Streichungen und damit die Unterstützung für die Landwirtinnen und Landwirte und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir.“

Veränderungen zu alternativen Antrieben benötigen Zeit, vorausgesetzt diese alternativen Antriebe stehen überhaupt zur Verfügung. An der Bereitschaft, diese alternativen Antriebe auch einzusetzen, wenn Sie verfügbar sind, scheitert es nicht. Hier muss mehr in die Entwicklung investiert werden, damit z.B. CNG (Erdgas oder Biomethan) und auch Elektroantriebe wirtschaftlich eingesetzt werden können. Beckmann schlägt dann auch gleich die stärkere Nutzung von Biogas vor: „Eine heimische, nachhaltige und erneuerbare Energiequelle, die vor allem auch den ländlichen Raum stärkt. Und wir schaffen so Alternativen zum Agrardiesel. Denn mit Bio-LNG können Trecker bereits heute betrieben werden, einige Hersteller bieten Serienmodelle. Und auch ich selbst fahre seit Jahren einen Verbrenner mit klimafreundlichem Bio-CNG (Bio-Methan). Wir müssen nachhaltige Alternativen schaffen und stark machen – das ist für mich der richtige Ansatz.“

„Der Staat sollte den Landwirten ein Geschäft anbieten, z.B. beim Einsparen von CO2 durch Wiedervernässung im Moor”, so Lars Kaper, Vorsitzender des Kreislandvolkverbands Friesland. “Der Wert der CO2-Einsparung kann vom Staat bezahlt werden, dieser kann dann über die Emissionsrechte verfügen, diese an andere Wirtschaftsbeteiligte weitergeben oder auch aus dem Markt nehmen. Von starren Vorgaben und Auflagen müssen wir weg.” Sina Beckmann dazu: „Mit Blick auf CO2-Einsparungen (zum Beispiel durch Wiedervernässung) oder auch die CO2-Fixierung (durch Humusaufbau im Boden, etc.) müssen wir die Sektorenkoppelung beim CO2 wieder einführen. Alles andere ist ungerecht. Die Transformation gelingt nur mit der Landwirtschaft, aber es muss sichtbar sein, was sie bereits leistet.“

“Bürokratie in den Bereichen Energieproduktion, Tierhaltung und im Pflanzenbau hemmt zur Zeit die Betriebsentwicklung. Gerade junge Betriebsleiter sehen sich oft überfordert. Die Motivation, die Betriebe weiter zu entwickeln darf nicht verloren gehen.” so Armin Ohmstede aus Bockhorn-Grabstede.

“Die Geschwindigkeit der Veränderungen, die durch das niedersächsische Klimagesetz vom Dezember noch einmal deutlich erhöht wurde, führt zu einem Vertrauensverlust in die Politik. Hier muss nachgebessert werden, sonst nimmt der Protest der Landwirte und großer Teile der Bevölkerung ein nicht mehr zu kontrollierendes Ausmaß an. Die Politik muss gegensteuern”, so der Eindruck von Burkhard Mennen, Landwirt aus dem Wangerland.

Zusammenfassend sagt Beckmann: „Wir brauchen einen Agrargipfel in Berlin! Und wir brauchen dringend einen neuen, fairen Blick auf die Landwirtschaft und ihre Bedeutung für unsere Ernährung, für die Wirtschaft, die Beschäftigung und für den Klima-, Umwelt- und Naturschutz.